Scham vor Therapie

20. Juli 2022
© youssef naddam / https://unsplash.com/de/@youssefnaddam

Scham – das Gefühl versagt zu haben. Verlegenheit, Schuld, Demütigung, aber auch Selbstzweifel formen das Konstrukt, das wir letztendlich mit dem Wort „Scham“ beschreiben. Warum aber empfinden so viele Menschen Scham vor Therapie? Um dieses Thema soll es in diesem Blog-Artikel gehen.

Wann verspüren wir Scham?

Wir verspüren Scham vor allem dann, wenn wir unsere soziale Zugehörigkeit und damit auch unsere Persönlichkeit infrage stellen. Das Schamgefühl kann aber auch mit der Angst verbunden sein, sich selbst einzugestehen, dass etwas „gerade nicht so richtig läuft“. Vielleicht versucht man sich dadurch einzureden, dass man die Probleme, vor denen man steht, auch alleine lösen kann.

Der vermeintliche Versuch, sich auf irgendeine Art und Weise selbst zu therapieren, löst die Probleme allerdings meist nur für eine kurze Dauer und bekämpft nicht ihre Ursache.

Sollte ich Therapie trotz Scham wahrnehmen?

Die Antwort lautet Ja! Eine Therapie bietet die Möglichkeit durch eine neutrale, objektive Sichtweise einer außenstehenden Person die Ursachen für meine Probleme zu analysieren und auf längere Sicht zurückzubilden. In der Therapie erfahre ich mehr über mich selbst und lerne zu verstehen, wieso ich mich so verhalte und dies langfristig ändern.

Welchen Konflikten muss ich mich in der Therapie stellen?

Als größte Hürde einer Therapie erweist sich wohl der Einstieg, die Entscheidung zu sagen: „Ich suche mir jetzt Hilfe!“ Aber warum eigentlich? Vermutlich, weil es gesellschaftlich häufig immer noch als Schwäche angesehen wird, sich Hilfe zu suchen. Aber ist das nicht eigentlich eine ziemlich traurige Ansicht? Diesen Schritt zu gehen und sich dazu zu entscheiden, sich seinen Problemen und Ängsten zu stellen, sollte doch eigentlich etwas sein, auf das man stolz sein kann. Den Mut zu besitzen, das Beste aus sich selbst hervorzubringen ist doch eigentlich etwas sehr Lobenswertes. Dennoch scheint unsere Gesellschaft dahingehend noch Entwicklungsbedarf zu haben, vor allem in den älteren Generationen.

Wie fällt es mir leichter eine Therapie anzufangen trotz Scham?

Auf diese Frage gibt es vermutlich keine allgemeingültige Antwort. Allerdings kann es vielleicht schon helfen, wenn man die Schamgefühle als den ersten Grund betrachtet, eine Therapie zu beginnen. Damit ist gemeint, dass die Scham vor einer Therapie als Ansporn betrachtet werden kann. Genau das zu tun, wovor man Angst hat, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Alleine vor so einer Entscheidung zu stehen, macht es jedoch oft nicht leichter. Deshalb ist es immer gut sich emotionale Unterstützung bei den Menschen zu holen, denen man am nächsten steht. Mehr zur Wichtigkeit der sozialen Kontakte kann man außerdem in unserem Blog-Artikel „Die Rolle von sozialen Kontakten“ finden.

Fazit

Die Entscheidung sich einer Therapie zu verschreiben erfordert auf alle Fälle Mut. Allerdings ist sie nichts, wofür man sich schämen muss. Denn jeder Mensch, der sich dazu entscheidet eine Therapie zu beginnen trägt etwas dazu bei, dass die Gesellschaft diesem Thema zukünftig toleranter gegenübertritt. Der Schlüssel ist, es zu normalisieren, sich Hilfe zu suchen und das beginnt bei jedem Einzelnen selbst.

 

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