Die systemische Therapie hat sich in den letzten Jahren als eine der bedeutendsten Methoden in der psychologischen Beratung etabliert. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie den Menschen nicht isoliert betrachtet, sondern in seinem sozialen und familiären Kontext. In diesem Artikel werden die Grundprinzipien der systemischen Therapie, ihre Methoden und die Vorteile für Fachkräfte und Klient:innen beleuchtet.
Was ist systemische Therapie?
Systemische Therapie ist eine Form der Psychotherapie, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen Individuen und ihren sozialen Systemen beschäftigt. Der Ansatz basiert auf der Annahme, dass Probleme und Konflikte nicht nur innerhalb des Individuums entstehen, sondern stark durch das Umfeld und die Beziehungen der betroffenen Person beeinflusst werden. Somit wird nicht nur das Verhalten der Klient:innen analysiert, sondern auch, wie es sich in ihrem familiären, beruflichen oder sozialen Umfeld zeigt.
Grundprinzipien der systemischen Therapie
Die systemische Therapie geht davon aus, dass jedes Verhalten in einem größeren Kontext gesehen werden muss. Dabei spielen verschiedene Grundprinzipien eine zentrale Rolle:
- Systemdenken: Die Betrachtung des gesamten Systems, in dem sich eine Person bewegt, ist zentral. Dabei geht es um das Verständnis der Dynamik zwischen Familienmitgliedern, Kolleg:innen oder Freundeskreisen
- Ressourcenorientierung: Ein zentraler Aspekt ist das Erkennen und Fördern von Ressourcen, die den Klient:innen helfen, Lösungen für ihre Herausforderungen zu entwickeln
- Zirkularität: In der systemischen Therapie wird betont, dass jedes Verhalten als eine Reaktion auf andere Verhaltensweisen zu verstehen ist. Dies hilft dabei, ein besseres Verständnis für problematische Interaktionen zu entwickeln
Methoden der systemischen Therapie
In der systemischen Therapie kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, die darauf abzielen, Muster und Strukturen in den Beziehungen der Klient:innen zu erkennen und zu verändern:
- Genogramm-Arbeit: Diese Methode hilft, Familienstrukturen grafisch darzustellen, um wiederkehrende Muster und Beziehungen zu erkennen
- Zirkuläre Fragen: Durch gezielte Fragen werden Perspektiven erweitert und neue Sichtweisen eröffnet, um Verhaltensweisen besser zu verstehen
- Reframing: Hierbei wird versucht, bestimmte Situationen oder Probleme aus einer anderen Perspektive zu sehen, um neue Lösungsansätze zu entwickeln
- Skulpturenarbeit: Diese Technik ermöglicht es, Beziehungen und emotionale Dynamiken durch räumliche Anordnungen sichtbar zu machen
Die Vorteile der systemischen Therapie
Die systemische Therapie bietet viele Vorteile für Klient.innen und Therapeut:innen:
- Ganzheitlicher Ansatz: Durch die Betrachtung des sozialen Umfelds wird ein umfassenderes Verständnis für die Probleme der Klient:innen geschaffen
- Flexibilität: Die Methoden der systemischen Therapie lassen sich gut an individuelle Bedürfnisse anpassen und können sowohl in Einzel-, Paar- als auch in Familiengesprächen angewendet werden
- Stärkung der Selbstwirksamkeit: Die Klient:innen werden dazu ermutigt, eigene Ressourcen zu erkennen und selbst Lösungen zu entwickeln, was ihre Selbstwirksamkeit stärkt
Anwendung der systemischen Therapie in verschiedenen Bereichen
Systemische Therapie findet in vielen Bereichen Anwendung, darunter:
- Familientherapie: Hier werden die Beziehungen innerhalb der Familie analysiert und verbessert
- Beratung im beruflichen Kontext: Besonders im Coaching kann die systemische Sichtweise helfen, berufliche Herausforderungen in einem neuen Licht zu sehen
- Sozialtherapie: In der Arbeit mit benachteiligten Gruppen wird die systemische Perspektive genutzt, um Menschen in komplexen sozialen Situationen besser zu unterstützen
Fazit: Eine Perspektive, die das ganze System im Blick hat
Die systemische Therapie bietet eine einzigartige Möglichkeit, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu begleiten, indem sie deren gesamte Lebenswelt berücksichtigt. Sie ist besonders wertvoll für alle, die in der Beratung, im Coaching oder in der Sozialtherapie tätig sind und eine umfassendere Perspektive in ihre Arbeit integrieren möchten.
Weiterführende Informationen und vertiefende Einblicke
Wer mehr über die praktischen Anwendungen und die Entwicklung der systemischen Therapie erfahren möchte, kann sich das Interview mit Tanja Kuhnert ansehen. Darin spricht sie über ihr Buch „Systemische Therapie jenseits des Heilauftrags“ und gibt tiefe Einblicke in die Herausforderungen und Perspektiven der systemischen Arbeit. Das Interview ist eine wertvolle Ergänzung für alle, die tiefer in das Thema einsteigen möchten.
Für alle, die sich in diesem Bereich weiterqualifizieren möchten, bietet sich der Zertifikatslehrgang zur Fachkraft für systemische Therapie und Sozialtherapie an. Dieser SCGD-zertifizierte Lehrgang umfasst 365 Unterrichtseinheiten und vermittelt die Grundlagen der psychologischen Beratung, ethische Standards, Kommunikationsmethoden und Techniken. Ein besonderer Vorteil dieses Kurses ist die bis zu 81 % Kostenersparnis im Vergleich zu einem Präsenzseminar sowie die orts- und zeitunabhängige Lernmöglichkeit. Nach Abschluss des Lehrgangs haben Sie die Möglichkeit, ein Zertifikat zu erwerben und sind bestens vorbereitet, um systemische Therapie und Sozialtherapie professionell durchzuführen.
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